2010 Angerholzer

Susanne Angerholzer

Korrespondenzen
2010

Zuerst möchte ich alle anwesenden im namen von florian wagner und fritz ruprechter begrüssen und ihnen ganz herzlich für ihr kommen danken.

Korrespondenzen ist der name der heutigen ausstellung. Ein gewagtes unternehmen, wie mir relativ bald bewusst wurde, nachdem ich dieses projekt vor einem jahr den beiden künstlern vorschlug. Auf den ersten blick korrespondieren die beiden bereiche bilder und schmuck nicht automatisch miteinander. Die korrespondenz gelang allein dadurch, dass florian wagner sich mit einer neuen schmuckkollektion  auf eine bereits vorhandene auswahl von bildern von fritz ruprechter eingelassen und dazu  korrespondierende schmuckstücke geschaffen hat. Er löst aus den bildern   geometrische formen heraus und ordnet sie als schmuckstücke neu an.  linien und flächen der bilder tauchen im schmuck  auf. die wahl und die kombination der verwendeten steine in den schmuckstücken zitiert die farbgebung aus den bildern. Die ästhetik und der wille zur perfektion sowohl in den bildern als auch im schmuck entsprechen einander vollständig.  die kollektion besteht überwiegend aus broschen. Broschen betrachte ich als „die bilder“ unter den schmuckstücken. Anders als andere schmucktücke, die sich als kleinskulpturen verstehen, wirken die  schmuckstücke dieser ausstellung wie bilder auf uns.  Kolliers und ketten sind rahmen für kopf und gesicht, broschen hängen wir auf einer, unter anfürhrungszeichen, freien fläche auf.
Erwähnenswert sind bei dieser kollektion die verwendeten materialien. Silber und halbedelsteine, unter anderem auch schiefer, ein wunderbares, wenn man so möchte, sehr vielschichtiges material. Bei den ausgestellten schmuckstücken geht es nicht um den materialwert, es zählt einzig und allein, die idee, das design, die perfekte ausführung.

Alle fertigen broschen, die sie heute ausgestellt sehen, sind jeweils eine mögliche interpretation bzw. eine mögliche konstellation mehrerer einzelbestandteile. Wie viele andere anordnungsmöglichkeiten die schmuckstücke noch zulassen, zeigen die skizzen neben den realisierten broschen.  wie sehr man sich als trägerin  noch in den kreativen prozess einbringen kann, soll ihnen ein programm vor augen führen, das uns david auf seinem i-pod eingerichtet hat. dort kann jeder von ihnen die elemente der jeweiligen stücke nach  eigenem geschmack anordnen und so seine brosche kreieren.

Zu fritz ruprechters arbeiten wurde schon bisher viel bedeutendes gesagt und geschrieben. Ich beschränke mich auf meine eindrücke und auf das, was ich an seinen bildern schätze. Die ästhetik, die klarheit, die harmonie, die ruhe, die die bilder ausstrahlen, die perfektion, die farbgebung, die anlehnung an japan, die ich in den bildern sehe. Das glasbild im zentrum ist eine hommage an das werk „sudden shower at atake bridge“ des japanischen holzschnittkünstlers ando hiroshige aus dem 19. jhdt und gesteht einen japanbezug ein, den mir der künstler sonst oft leugnet. Es besteht aus 30 geätzten glasbahnen, wobei zwei reihen von je 15 glasbahnen übereinander angeordnet sind. Die reihenfolge ist zufällig und nicht festgelegt. Jedes mal, wenn das werk an einem neuen ort aufgebaut wird, entsteht ein neues bild. Der schaffensprozess ist so nie beendet. Die parallele zu den broschen, die jeweils nur eine von vielen möglichkeiten darstellen, ist gewollt.
Aber auch einen bezug in eine völlig andere weltgegend findet man in der heutigen auswahl. Chile, genauer gesagt valparaiso. Die beiden grossen lackbilder nehmen bezug darauf, dass die menschen in valparaiso durch lange zeit hindurch ihre häuser mit lack wie ihre boote gestrichen haben. Fritz ruprechter verbrachte vor 2 jahren 4 monate in chile und eine auswahl seiner arbeiten wurde im renommierten museum für zeitgenösische kunst in santiago de chile gezeigt.

Die linienführung ist in manchen bildern diagonal, in manchen vertikal. Das glasbild besticht durch seine transparenz, während uns in den gemälden auch kräftige farben begegnen.

hervorzuheben ist auch, dass fritz ruprechter   eigenständige techniken für seine malkunst entwickelt hat. Die arbeit mit lack und glas wurde bereits angesprochen. an den beiden wänden neben dem eingang sehen sie zwei aquarelle. Der künstler zieht zuerst mit kugelschreiber  die formgebenden linien, dann trägt er möglichst dünn schicht für schicht die aquarellfarben blau, grau und grün auf. Einmal trocken wird das bild in heisses parafin getaucht und dann zwischen papier gebügelt. man kann nicht von bildern im traditionellen sinne sprechen. schon auf grund der technik sind es völlig eigenständige und einzigartige gemälde.

Vor kurzem wurde das buch „viel/falten“ über fritz ruprechters werk veröffentlicht. Es liegt unter dem gerahmten  „faltbild“. Gefaltete bilder verlassen die dimension der fläche und dringen in den raum. Die broschen von florian wagner nehmen diesen aspekt auf, indem die einzelnen elemente nicht in einer fläche liegen, sondern stumpfwinkelig angeordnet sind, so dass sie wie gefaltet in den raum treten.
Dem titel korrespondenzen wird heute nicht nur durch den schmuck, sondern auch durch die musik rechnung getragen. Wir dürfen uns noch auf eine musikalische darbietung des komponisten und pianisten  oskar aichinger freuen, bei der er ein stück für uns spielen wird, das er inspiriert vom  glasbild komponiert hat.

Ich danke ihnen für ihre aufmerksamkeit und hoffe, dass sie die ausstellung in all ihren facetten und all ihren falten geniessen können.